Der Link zu einem New York Spaziergang durch das weihnachtliche Midtwon auf Google Maps findet sich gleich am Ende des ersten Absatzes.
Weihnachten in New York ist etwas Besonderes. Allerdings sollte man sich nicht auf ein besinnliches Erlebnis einstellen. Die Stadt macht aus Weihnachten, was sie am besten kann: ein Event. Aber gerade dieser Eventcharakter und die Tatsache, dass New York werbetechnisch schon immer vorne mit dabei war, ist auch dafür verantwortlich, dass sich viele der liebgewonnenen Tradtiton überhaupt erst entwickelt und erhalten haben.
In New York City beginnt die Weihnachtszeit einen Tag nach Macy´s Thanksgiving Day Parade, die jeweils am letzten Donnerstag im November stattfindet. Auf dem hintersten Wagen der Parade kommt Santa Claus herbeigefahren und bezieht Stellung im Santaland, im 8. Stock des Kaufhauses.
Am Tag darauf ist bereits der Auftackt der Lichtershow beim Kaufhaus Saks an der 5th Avenue und auch in Dyker Hights werden die Lichter angezündet.
Dyker Hights ist ein Stadtviertel in Brooklyn, in der sich eine Nachbarschaft gefunden hat, die ihre Privathäuser so extrem dekoriert und schmückt, dass inzwischen sogar Bustouren dorthin stattfinden. Dies ist eine der neuesten Tradtionen.
In diesem Artikel werfe ich einen Blick auf die schon etwas älteren Bräuche und beleuchte deren Herkunft. Und um das Ganze abzurunden, findet sich hier ein Link mit einem Vorschlag für einen ▶New York Spaziergang durch das weihnachtliche Midtown auf Google Maps.
Dieser Brunnen an der 6th Avenue zwischen 49th und 50th Street heisst sogar das ganze Jahr über "Christmas Balls Fountain". Die Christbaumkugeln sind allerdings nur während der Weihnachtszeit aufgebaut. Gross, glänzend und knallrot, bieten sie sich als Fotomotiv wunderbar an. Und im Gegenstatz zum Rockefeller Christbaum oder der Saks Lichtershow, muss man sich hier auch nicht durch eine Menschenmenge kämpfen.
Der Rockefeller Christbaum ist wahrscheinlich der weltweit bekannteste Weihnachtsbaum. Kein Wunder, denn seit seinen Anfängen diente er Werbezwecken und wurde größtmöglichst vermarktet. Wobei, ganz stimmt das nicht, der allererste Christbaum an dieser Stelle wurde 1931 von den Leuten organisiert, die damals den ersten Turm des Rockefeller Centers bauten.
Nach dem Börsencrash 1929 brach weltweit die Wirtschaft zusammen. New York bekam die Rezession wie gesamt Amerika zu spüren. Es entstanden überall in der Stadt Barackenwohnviertel von Menschen, die ihre Arbeit und ihr Geld verloren hatten. Einer allerdings, J.D. Rockefeller Junior, konnte auch diese Erschütterung nicht um sein Vermögen bringen und so setzte er sein bereits vorbereitetes Bauprojekt, das heutige Rockefeller Center, in die Tat um. Er wurde neben den staatlichen Arbeitsprogrammen dadurch zum grössten Arbeitgeber der Region.
Im Juli 1931 begannen die Bauarbeiten und die Bauarbeiter stellten an Weihnachten, mitten in der Baugrube, eine Tanne auf, die sie mit Papierschlangen, Blechbüchsen und Beeren behängten. Unter diesem Weihnachtsbaum wurde ihnen der Lohn ausbezahlt.
Im nächsten Jahr stellten sie keinen Baum auf, da sich auf dem Bauplatz kein geeingeter Ort fand. Aber im Jahr darauf, 1933, wurde die Idee des Weihnachtsbaumes von einem findigen Rockefeller Marketingangestellten aufgegriffen und die erste öffentliche Lichtershow wurde ins Leben gerufen. Schon damals mit Musik und den beinschwingenden und tanzenden Rockettes, die immer noch dabei sind. Seit 1933 treten die Rockettes jedes Jahr in der zum Rockefeller Center gehörenden Radio City Music Hall zur berühmten "Christmas Spectacular" Show auf.
Die Eröffnung der ersten Christbaum Lichter Show wurde schon 1933 im Radio übertragen und erreichte ein großes Publikum. Der Baum wurde von Jahr zu jahr größer uns schöner geschmückt. Nur in den Jahren 1942-44 wurde die Beleuchtung wegen des Krieges ausgesetzt. Hier ist ein Link zu Fotos des Baumes aus den verschiedenen Jahren bis heute. Für alle, die den Christbaum ohne Menschenmassen bestaunen möchten, ist ab 5.00 Uhr morgens Gelegenheit und zwar bis zum 13. Januar 2024.
Die Schaufenster an der 5th Avenue sind zur Weihnachtszeit in aller Munde. Und nicht nur die Geschäfte an der 5th Avenue haben besonderen Weihnachtsstatus, sondern ganz allgemein die sogenannten Department Stores. Department Stores sind lapidar gesprochen, die grossen Einkaufshäuser, wie Bergdorf Goodman, Macy´s oder Bloomingdale´s, die in unterschiedlichen Sektoren unterschiedliche Waren, wie Kleidung, Kosmetik, Haushalt und ähnliches anbieten. Solche Department Stores begannen sich ab 1830 in den Großstädten zu etablieren. In New York war es A. T. Stewart, der angefangen hat, unterschiedliche Güter unter einem Dach anzubieten. Schlüssel zu seinem Erfolg war die Auslage. Jeder konnte sehen, was es zu kaufen gab und die Preise waren angeschrieben. Kein Feilschen mehr, sondern klare und verlockende Angebote - ein absolutes Novum in den 1830er Jahren.
Die Schaufenster brachten die Menschen von der Straße in die Läden. Und an Weihnachten lief das Geschäft ganz besonders gut. Fast ein Drittel des Gesamtumsatzes wurde zu dieser Zeit erwirtschaftet. Folglich war es wichtig, die Schaufenster besonders attraktiv zu gestalten. Macy, der Gründer des entsprechenden Kaufhauses, war der Erste, der das im großen Stil umgesetzt hat. Macy war von Anfang an klar: Die Leute werden durch Werbung beeinflusst. Und noch heute ist das so - wer mit den schönsten Fenstern aufwarten kann, ist in den Medien und zieht die Kauflustigen scharenweise an. Deshalb lassen sich die Einkaufshäuser ihre Fenster auch viel kosten, denn sie sind es wert.
Dem Kaufhaus Saks, das direkt gegenüber vom Rockefeller Center an der 5th Avenue steht, waren die Fenster nicht genug. Gemeinsam mit Dior produzieren sie seit 2004 eine aufwändige und sehr beeindruckende Licht- und Musikinstallation. Diese beiden Höhepunkte der New Yorker Weihnachtszeit sorgen dafür, dass auf der 5th Avenue, Höhe 50th Street ab Einbruch der Dunkelheit nicht an schnelles Vorwärtskommen zu denken ist. Die Installation ist viertelstündlich ab 17.00 - 22.00 Uhr zu sehen.
Wer ist Santa Claus und woher kommt er?
Für die Kinder in New York ist klar: Santa Claus kommt vom Nordpool. An Heiligabend spannt er seine Rentiere vor den fliegenden Schlitten und los geht es. Die Geschenke werden durch den Kamin hereingebracht und in den vorbereiteten goßen Strumpf geschoben. Am ersten Weihnachtstag, dem 25. Dezember, finden die Kinder in New York ihre Geschenke morgens im Weihnachtsstrumpf. Natürlich liegen auch einige, die nicht mehr hineingepasst haben, unter dem Weihnachtsbaum.
Diese Geschichte kennen wir natürlich inzwischen auch und irgendwie erinnert sie einwenig an den Weihnachtsmann, der im Norden Deutschlands die Geschenke bringt. Ich selbst bin als Schweizerin mit dem Christkind an Heilig Abend aufgewachsen und dem "Samichlaus", der am 6. Dezember vorbeischaut.
Man sieht jedenfalls ganz deutlich, an Weihnachten mischen sich die Traditionen. Und in New York haben sie sich ganz besonders gemischt, denn dort trafen extrem viele Kulturen und Nationen auf dichtestem Raum zusammen.
Dass Sankt Nikolaus eine der wichtigsten Urspungsfiguren von Santa Claus ist, ist unbestritten. Der Heilige Nikolaus ist eine historische Figur, war ca. 300 nach Christus Bischof in Myra, der heutigen Türkei, und bekannt für seine Großzügigkeit und seine Fürsoger für die Kinder. Die bekannteste seiner Heiligenlegenden besagt, dass er einem verarmten Vater die Aussteuer in From eines Beutels voll Gold für seine Töchter heimlich durchs Fenser - oder den Kamin? - geworfen hat. Jedenfalls landete dieses Gold in einem aufgehängten Strumpf - oder war es doch vielleicht eher ein Stiefel? - der dort stand.
Es war die Nacht vor dem Christfest
Dass Santa Claus nicht am 6. Dezember, dem Tag an dem die Katholische Kirche Sankt Nikolaus ehrt, zu Besuch kommt, ist auf die Reformation zurückzuführen. Die Reformation hat die Heiligen enttrohnt, da zwischen Gott und den Menschen keine kirchengesteuerten Mittler notwendig sind, und Christus alleine diese Funktion zukommt. Allerdings war in deutschsprachigen Landen der liebgewonnene Brauch des Schenkens mit dem Nikloaustag verbunden. Eine solche Tradition kann nicht mir nichts dir nichts ausradiert werden. Deshalb versuchte Martin Luther das Christkind als Geschenkebringer einzuführen und den Feiertag auf Weihnachten zu verlegen. Teils ist ihm das geglückt, teils nicht.
In den USA hat jedenfalls der 6. Dezember keinerlei Bedeutung mehr. Immerhin waren es die Protestanten, die zuerste in der Neuen Welt Fuß fassten. Aber ganz zu Beginn der amerikanischen Besiedlung, spielte auch Weihnachten keine große Rolle in den Kolonien. Erst im Zuge des 19. Jahrhunderts wurde Weihnachten als Ort des familiären Beisammenseins, der Nächstenliebe und Fürsoge gefördert und durch Geschichten geformt. Dazu gehörte Washington Irvings Parodie einer Geschichte von New York und Clement Clark Moores Gedicht: A visit form St. Nicholas. Diese beiden Werke zweier New Yorker, haben die Weihnachtstradtition in den USA grundlegend geprägt. Und deshalb kann man zurecht behaupten, dass Santa Claus ein New Yorker ist. Aber achtung, noch nicht in seiner heutigen Gestalt. In "A visit from St. Nicholas", das 1823 zum erstmals anonym veröffentlicht wurde und ebenso bei Irving, ist St. Nicholas ein kleiner Elf, der mit seinen Rentieren die Geschenke durch den Schornstein bringt.
Wer das immer noch berühmteste, englische Weihnachtsgedicht nachlesen mag, hier ein
Link zum Orginaltext und der Übersetzung des Gedichtes von Erich Kästner.
Santa Claus ist natürlich schon lange kein Elf mehr, sondern ein ausgewachsener Mann. Das haben wir sicher unter anderem, wenn nicht allein, der Werbetrommel der US-Kaufhäuser des 19. Jahrhunderts zu verdanken. Dort wurde bereits 1862 oder vielleicht auch etwas später, es gib unterschiedliche Quellen, der erste Santa Claus zum anfassen bei Macy´s positioniert - in Originalgrösse natürlich. So gab es wohl zuerst eine Co-Existenz beider Figuren. Allerdings hat die Tradition der Kaufhaus Santas hat sich in den USA wie ein Lauffeuer ausgebreitete und ist bis heute wichtig geblieben.
Etwa zur gleichen Zeit, 1862, hat Thomas Nast, ein Illustrator bei der New Yorker Zeitung Harper´s Weekly, Santa Claus (noch als Elf) für alle Zeiten mit einem roten Mantel und weissen Fellaufschlägen ausstaffiert. Bei Moore war es nur ein kohleverschmierter Fellmantel gewesen. Nasts Zeichnungen waren enorm verbreitet und 20 Jahre lang wer er es, der die Weihnachtseite für Harper´s Weekly gestaltete.
Und somit ist auch geklärt: Nicht Coca Cola hat Sant Claus erfunden, sondern Coca Cola hat ihn ab 1931 einfach für ihre eigene Werbekampagne eingespannt - und so natürlich noch bekannter gemacht.
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