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Zu sehen im Whitney Museum of American Art: Edward Hopper - Realistisches New York

Sonja Bredel • 15. Januar 2023

Hopper´s New York im Whitney Museum of American Art

Edward Hopper: Early Sunday Morning

Eine persönliche Betrachtung der Ausstellung

Noch bis zum 5. März 2023 ist die Ausstellung "Hopper´s New York" im Whitney Museum of American Art zu sehen. Eine Zusammenschau seiner Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen, die uns New York mit Hoppers Augen sehen lassen.


Edward Hopper wurde am 22. Juli 1882 in Nyack, etwas oberhalb von Manhattan auf der New Jersey Seite des Hudson geboren und wuchs dort auch auf. Erst 1908 zog er nach New York City und blieb der Stadt bis zu seinem Tod am 15. Mai 1967 treu.  Edward Hopper ist einer der Hauptvertreter des Amerikanischen Realismus. Diese Stilrichtung entwickelte sich in den USA in den 1920er Jahren. Sie zeichnet sich aus durch eine wirklichkeitsgetreue Dartstellung der Objekte. Zumeist sind diese sehr pointiert, strukturiert, scheinbar vereinfacht und mit klarem regionalen Kolorit. Bei Hopper ist dieses Kolorit New York die Stadt und New York das Umland.


Hopper malt nicht die grossartigen Kulissen New Yorks. Die Ikonen der Skyline entstanden zwar zu seiner Zeit, aber da liegt nicht sei Interesse: Kein Empire State Building, kein Chrysler Building in erhabenem Glanz, sondern Strassen und Plätze aus dem Alltag. Und gerade das berührt.


Nehmen wir eines seiner bekanntesten Werke, das oben abgebildete "Early Sunday Morning".

Es entstand 1930 während der Grossen Depression und zeigt einige Shops der 7th Avenue. Klar erkennbar das blau-rot-weisse "Barber Pole", womit noch heutzutage auf eine Friseugeschäft hingewiesen wird. Die Häuser - zweistöckig - einige behaupten die Bleeker Street war Ort der Inspiration und nicht die 7th Av - aber egal, ob im Village oder heute vor allem in den Randbezirken New Yorks, diese Friseurgeschäfte sehen noch genauso aus.


Wer regelmässig mit dem Zug nach New York City hineinfährt, der erlebt beim Betrachten von Hoppers Bildern ebenso ein Déjà Vu. Sicher, es ist nicht die gleiche Ansicht, aber es ist die gleiche Stimmung. Die Bilder von Hopper zeigen immer noch unseren Alltag, fangen den besondern Moment im Alltag ein, sodass er plötzlich bemerkt und gesehen wird.

Hoppers Bilder sind still, und wo Menschen zu sehen sind, scheinen sie einsam, vertieft in sich selber. So wie er selber still war, keiner, der aus sich herauskam oder sich gar aufdrängte. Aber er war beharrlich und stetig in seinem Tun. Von Anfang an war er beim künstlerischen Aufbruch Amerikas in die Moderne dabei. Sein erstes Gemälde hat er auf der Armory Show 1913 verkauft. Dies begründete aber nicht seinen Ruhm. Bis 1924 arbeitete er weiter als Ilustrator, um seinen Unterhalt zu verdienen.

Edward Hopper vereinfacht. Er reduziert, malt weniger, als zu sehen ist. Was lässt er weg? Was bewirkt er damit? Sind seine Bilder deshalb so eindringlich? Eine Konzentration auf das Wesentliche. Und was ist das Wesentliche? Das Zurückgeworfenwerden auf sich selbst? Sich zu fragen, wo befinde ich mich in diesem Szenario. 


Oder vielleicht ist es besser, gar nicht zu fragen, sondern einfach wahrzunehmen. Hoppers Bilder haben etwas Meditatives, Melancholisches, fangen Stimmungen ein. Und es lohnt sich auf jeden Fall, sich von diesen Stimmungen treiben zu lassen. Die Ausstellung im Whitney Museum of American Art ist noch ein paar Wochen zu sehen. Und auch danach werden sicher einige der Bilder dort ausgestellt bleiben, denn Edward Hopper war Zeit seines Lebens mit dem Whitney verbunden, und nach seinem Tod sind auch die Bestände seines Studios in den Besitz der Museums übergegangen.

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